11.07.2016

Presseinformation – „Junge Ärzte* an die Hand nehmen“

In Tarmstedt stellt der NLV Stand und Podiumsdiskussion unter das Thema „Medizinische Versorgung auf dem Land“. Vor allem von Medizinern kommen Lösungsansätze gegen den drohenden Notstand.

Die Diskussion stößt auf reges Interesse
Ärzten ein Hintertürchen offen lassen: Hinrich Neumann, Traugott Riedesel, Christoph Gieschen, York Schmelter und Marlene Geestmann diskutieren auf dem Podium
Am NLV-Stand in Tarmstedt entscheidet sich eine Besucherin für den aus ihrer Sicht effektivsten Anreiz für junge Ärzte, auf dem Land zu praktizieren

Hannover – Aktuell stehen in Niedersachsen 235 Hausarztpraxen leer, es fehlen 76 Fachärzte, die bereit sind, eine Praxis im ländlichen Raum zu übernehmen. Weil dieses voraussichtlich erst die Spitze des Eisbergs ist und der medizinische Notstand den ländlichen Raum mit voller Wucht treffen wird, hat der Niedersächsische LandFrauenverband Hannover (NLV) für seinen Stand und die Podiumsdiskussion bei der Tarmstedter Ausstellung 2016 das Motto „Keine Sprechstunde auf dem Land? – Medizinische Versorgung der Zukunft sicherstellen!“ gewählt.

Zu Beginn der Diskussion in der bis auf den letzten Platz gefüllten Zelthalle forderte Marlene Geestmann, Vorsitzende des LandFrauenkreisverbandes Zeven: „Die medizinische Versorgung muss gewährleistet sein, nur dann ziehen junge Leute auf das Land!“

Aus Sicht eines Medizinstudenten im siebten Semester umriss Christoph Gieschen die Problematik: „Ich lerne in meinem Studium viel, aber nichts darüber, wie man eine Praxis führt.“ Als positiv bewertet der 22-Jährige, dass er im Studium sechs Wochen in die hausärztliche Versorgung hineinschnuppern muss. Er möchte sich nicht schon früh festlegen und durch Übernahme einer Praxis verschulden, sondern wünscht sich zunächst ein Angestelltenverhältnis, in der Familienphase möglicherweise in Teilzeit.

Traugott Riedesel, Landarzt in Wilstedt und Bürgermeister der Gemeinde Wilstedt, stimmte ihm zu: „Am Entscheidungspunkt: ‚Verlasse ich die Klinik?‘ sollten wir den jungen Medizinern ein Hintertürchen offen lassen. Die niedergelassenen Ärzte haben in der Regel ausgesorgt, sie können einen potenziellen Nachfolger zunächst im Angestelltenverhältnis beschäftigen.“ Doch nicht nur die Ärzte, auch die Kommunen sollten die jungen Ärzte an die Hand nehmen, betonte Geestmann.

Dass die 26 Kommunen aus den Landkreisen Diepholz, Nienburg und Verden, die gemeinsam mit der regionalen Wirtschaftsförderung  die Kampagne „Ärztlich willkommen“ ins Leben gerufen haben, vor allem die Kommunikation fördern wollen, erläuterte Kampagnenmanager York Schmelter: „Wir wollen Kontakt zu den Interessenten und ihnen zeigen, dass wir als Kommunen etwas zu bieten haben.“ Die Samtgemeinde müsse für die ganze Familie interessant sein, der Partner müsse sich beruflich verwirklichen können, Kinderbetreuung, Schulen und kulturelles Angebot gegeben sein.

„Die Kommunen müssen die Zusammenhänge erfassen, nicht ein Thema isoliert angehen“, meinte auch Riedesel. In das Thema spiele zum Beispiel, gerade wenn es um die Frequenz von Hausbesuchen gehe, das Thema „Mobilität“ massiv mit hinein.

Insgesamt ist der Mediziner überzeugt, dass das Problem in den Griff zu bekommen ist. Als Schritt in die richtige Richtung bewertet er die erfolgte Aufwertung der Allgemeinmedizin: „Die Politik hat ein bisschen was erreicht, dem Allgemeinmediziner kommt mittlerweile ein eigener Rang zu, der gewürdigt wird. In der Notaufnahme ersetzt er zum Beispiel den Facharzt für Inneres.“

Am Ende der Diskussion lud der Moderator und Agrarjournalist Hinrich Neumann das Publikum an den Stand des NLV ein: Hier konnten die Besucher wählen, welche Anreize sie für die Ansiedelung von Ärzten für sinnvoll halten. Wer sich nicht für eine finanzielle Unterstützung bei Gehalt, Praxis oder Studium entscheiden wollte, konnte seine Ideen notieren. Hier wurden zum Beispiel „Gemeinschaftspraxen“, „Ärztehäuser“ und „geregelte Arbeitszeiten“ genannt.

* Ärzte, Mediziner und Besucher schließen als Oberbegriffe die weiblichen Formen in diesem Text mit ein.

 

 

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